Lausanne und Sportmanagement
Von den Ursprüngen bis in unsere Zeit
Die ersten Kurse in angewandtem Sportmanagement wurden 1966 an der Universität von Ohio in den Vereinigten Staaten durchgeführt.
In der Schweiz lief die erste universitäre Ausbildung in Sportmanagement 1995 am IDHEAP an. Im Zeitraum von fast dreissig Jahren, der zwischen diesen beiden Daten liegt, ist die Disziplin Sportmanagement entstanden. Dieser Artikel zeichnet kurz ihre Entstehung im akademischen Bereich, ihre Entwicklung in der Schweiz und einige europäische Perspektiven nach.
Man könnte sich auf den Standpunkt stellen, dass es das Sportmanagement seit jeher gab. Zweifellos wurden viele gute «Manager» benötigt, um in der Antike die olympischen Spiele zu organisieren oder im Mittelalter Ritterturniere zu leiten. Doch diese Sichtweise ist in doppelter Hinsicht anachronistisch. Denn der sogenannte moderne Sport entstand ab 1800 in England und verbreitete sich Ende des 19. Jahrhunderts in Kontinentaleuropa. Etwa zur gleichen Zeit kam die wissenschaftliche Betriebsführung nach Frederick W. Taylor (1909) auf, wie das Management damals genannt wurde. Die Worte Sport und Management sind somit in ihrer heutigen Bedeutung kaum älter als hundert Jahre.
Durch Jean-Loup Chappelet
Entstehung des Sportmanagements
Wie das Management von Unternehmen entstand auch das Sportmanagement in Übersee, namentlich an den amerikanischen Universitäten. 1966 führte James G. Masson an der Ohio University in Athens ein Programm für Manager von Profiligen ein. Die Idee für einen derartigen Kurs hatte der Präsident der Brooklyn Dodgers schon zehn Jahre zuvor geäussert. Parallel dazu entwickelten Earle F. Zeigler und seine Studenten an den Universitäten von Michigan, Illinois und West-Ontario Angebote für die Leitung von Leichtathletikprogrammen für Amateure.
Auf diese Institutionen folgten rasch weitere öffentliche und private Colleges. Nach und nach schloss sich das Lehrpersonal dieser Universitäten zusammen. 1985 wurde die NASSM (North American Society for Sport Management) gegründet, die begann, das Journal of Sport Management herauszugeben. Auch in Europa entstand 1993 eine entsprechende Vereinigung (EASM, European Association for Sport Management). Sie war ursprünglich als Zusammenschluss von Fachleuten aus Forschung und Praxis geplant, doch heute stammen ihre Mitglieder hauptsächlich aus dem akademischen Bereich. Die EASM organisiert jedes Jahr einen Kongress.
Doch die Anfänge des Sportmanagements in Europa reichen weiter zurück als bis zur Gründung der EASM. Ab den 1970er-Jahren fanden an der Universität von Loughborough in Grossbritannien entsprechende Kurse statt und im Verlauf der 1980er-Jahre auch in Frankreich. Die in Frankreich eingeführten STAPS-Studiengänge (Sciences et techniques des activités sportives, Sportwissenschaften und -techniken) stiessen bei den Studierenden auf grossen Anklang und entwickelten sich allmählich zu sportwissenschaftlichen Fakultäten mit Instituten oder Zentren für Sportmanagement (in Caen, Lyon, Montpellier, Paris-Orsay, Rouen, Strassburg usw.).
Über ihr Zentrum für Sportrecht und -ökonomie, an dem zahlreiche Manager von Landesverbänden ausgebildet wurden, hatte auch die Universität von Limoges grossen Einfluss auf die Entstehung der Disziplin. Heute bieten die meisten französischen Universitäten und auch einige Wirtschaftshochschulen (Marseille, Nantes, Paris usw.) Abschlüsse in Sportmanagement an. In Grossbritannien lässt sich im Bereich der Leisure Studies eine ähnliche Entwicklung feststellen. Wie in den Vereinigten Staaten wurden die Sportschulen in sportwissenschaftliche Fakultäten umgewandelt, um den Studierenden neue berufliche Möglichkeiten zu eröffnen.
In Deutschland und in Italien hingegen bestanden bis in die 1990er-Jahre kaum universitäre Ausbildungen in Sportmanagement. Erst 1994 wurde an der Deutschen Sporthochschule Köln der erste Lehrstuhl für Sportökonomie und Sportmanagement geschaffen. Und lange wurde der einzige Master in Sportmanagement in italienischer Sprache von der Universität von… San Marino abgegeben. Unterdessen hat sich die Situation jedoch in Deutschland wie auch in Italien, wo mehrere Universitäten einen Master in Sportmanagement oder einer ähnlichen Richtung anbieten, erheblich verändert.
Die Anfänge in der Schweiz
Die Schweiz ist unbestreitbar eher dem Vorbild Deutschlands oder Italiens als jenem Frankreichs oder Grossbritanniens gefolgt. Erst 1995 wurde am IDHEAP, einem Universitätsinstitut, das der Universität Lausanne und der ETHL angegliedert ist, ein erster Abschluss in Sportmanagement lanciert. Der Kurs, der sieben zweitägige Module umfasst, war von Anfang an ein grosser Erfolg und wurde seither jedes Jahr erneut durchgeführt (von Oktober bis Februar). Dieser Abschluss bildet den ersten Teil des Diploms «Sportmanager», das zur gleichen Zeit vom Schweizerischen Olympischen Verband (heute Swiss Olympic) lanciert wurde. Für die französischsprachige Version arbeitete der Verband dazu mit dem IDHEAP und für die deutschsprachige Version mit dem VMI (Verbandsmanagement-Institut) der Universität Freiburg zusammen. Über das gemeinsame Projekt SOMIT (Sport Organization Management Interactive Teaching & Learning), das im Rahmen des Virtuellen Campus Schweiz durchgeführt wurde, sind diese Kurse seit 2003 teilweise über das Internet verfügbar.
Ebenfalls seit 1995 bietet ein europäisches Netzwerk von Universitäten und Sportschulen den MEMOS (Executive Master im Management von Sportorganisationen) an. In diesem Netzwerk vertritt das IDHEAP die Schweiz. Der Abschluss wird von der Universität Lyon 1 abgegeben. Er richtet sich an Leiter von Sportorganisationen, die an einer Führungsausbildung interessiert sind, welche sich auf vier Präsenzmodule im Zeitraum von zehn Monaten konzentriert. Dank der Unterstützung von Solidarité Olympique steht der Master auch Teilnehmern aus Übersee offen.